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Dienstag, 27. März 2012

FIAN fordert die deutsche Neumann Kaffee Gruppe auf, den Landkonflikt in Mubende (Uganda) friedlich beizulegen

26 .März 2012 | Sebastian Rötters FIAN Deutschland e.V.
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Heidelberg, Köln 26.03.2012: Eine Landvermessung in Mubende (Uganda) soll klären,  ob die Kaweri Kaffeeplantage der Neumann Kaffee Gruppe Teile eines Nachbargrundstücks seit 2001 unrechtmäßig in Besitz genommen hat. Damals wurden 2.000 Menschen gewaltsam vertrieben. Der Eigentümer dieser Plantage, die von der deutschen Neumann-Kaffee Gruppe geführte Kaweri Coffee Plantation Ltd., will diese Landvermessung verhindern.

 „Die Firma Neumann sollte nicht versuchen, die bevorstehende Landvermessung zu verhindern. Diese technische Maßnahme wird lediglich dazu beitragen, die tatsächlichen Landbesitzverhältnisse transparent zu machen“, so Martin Wolpold-Bosien von FIAN International.
Im August 2001 vertrieb die ugandische Armee im Bezirk Mubende mehr als 2.000 Menschen gewaltsam von ihrem Land. Dieses Land wurde daraufhin an die Kaweri Coffee Plantation Ltd, eine Tochtergesellschaft des deutschen Unternehmens Neumann Kaffee Gruppe, verpachtet. Kaweri hat auf diesem Land Ugandas erste Kaffeeplantage errichtet. Bis zum heutigen Tag sind die Vertriebenen weder für den vollständigen Verlust ihres Landes und ihrer Besitztümer, noch für die extreme Notlage, in der sie sich seit der Vertreibung befinden, entschädigt worden. Seit 2002 unterstützt FIAN den friedlichen Kampf der Vertriebenen für Gerechtigkeit. Ebenfalls seit 2002 prozessieren die Vertriebenen gegen den ugandischen Staat und die Firma Kaweri.

Die bevorstehende Vermessung ist ein rechtliches Verfahren und ein notwendiger letzter Schritt, um den Landtitel einer Vertriebenen zu registrieren. In ihrer jüngsten Mitteilung an FIAN sprach sich die Neumann Kaffee Gruppe jedoch gegen die geplante Landvermessung aus. „Es gibt kein vernünftiges Argument gegen eine solche Maßnahme. Deshalb fordern wir von der Firma Neumann, jede Art von Behinderung bei der Durchführung der Landvermessung, insbesondere durch die Anwendung von Gewalt, zu unterlassen“, so Gertrud Falk von FIAN Deutschland.

Seit der gewaltsamen Vertreibung engagiert sich Peter Kayiira, der Vertreter der Vertriebenen, als Menschenrechtsverteidiger für eine rechtliche Wiedergutmachung für die Zerstörung des Eigentums und das Leid der Vertriebenen. Zuletzt stellte die Neumann Kaffee Gruppe in einem Schreiben an FIAN den Status von Peter Kayiira als Menschenrechtsverteidiger aber infrage. „Herr Kayiira unterstützt die Vertriebenen der ehemaligen Dörfer Kitemba, Kiryamakobe, Luwunga und Kijunga, deren Menschenrechte  eklatant verletzt wurden", betont Martin Wolpold-Bosien. "Wir raten der Neumann Kaffee Gruppe dringend dazu, Herrn Kayiira als Menschenrechtsverteidiger anzuerkennen und entsprechend zu handeln.“

Der nächste Gerichtstermin ist für den 28. März 2012 einberaumt. FIAN fordert, dass die anhaltende Straflosigkeit bezüglich der Verletzungen des Rechts auf Nahrung seit der gewaltsamen Vertreibung im Jahr 2001 durch die ugandische Justiz überwunden werden muss.

Kontakt:
Gertrud Falk, FIAN Deutschland, E-Mail: g.falk@fian.de, Tel. 0221-70 200 72
Martin Wolpold-Bosien, FIAN International, E-Mail: wolpold-bosien@fian.org, Tel. 06221-6530041

1 Kommentar:

  1. Von 1981 - 1986 haben wir in Uganda gelebt. Damals sammelten Lkws der staatlichen Vermakrtungsbehörde die Kaffeeernte landesweit von den Kaffee-Kleinproduzenten ein. Es war (und ist wahrscheinlich in anderen Landesteilen immer noch) eine sehr wichtige Einnahmequelle, die der ländlichen Bevölkerung ihr Auskommen sicherte. Großplantagen gab es nicht. Das Beispiel Mubende ist ein weiteres Beispiel der mutwilligen Zerstörung gewachsener Strukturen durch europäische Großinvestoren, willfährige Potentaten unter Mitwisserschaft und Komplizenschaft der deutschen Politik. Derzeit gelangen hauptsächlich Migranten aus Westafrika und vom Horn von Afrika auf der Suche nach Schutz und einem Auskommen in der Festung Europa. Es ist abzusehen, dass nun auch die Opfer von Landraub aus Uganda und Kenia anklopfen, besonders da sich Tragödien wie die Kaweri-Affäre in Uganda gerade wieder im Zusammenhang mit den Ölfunden im Westen des Landes abspielen. Ja, es sind "Wirtschaftsflüchtlinge" im wahrsten Sinn des Wortes. Unseren Behörden gilt das allerdings als Freibrief, sie in das Elend und Perspektvilosigkeit zurückzuschicken, das zuvor geschaffen wurde. Beschämend!

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