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Sonntag, 21. März 2010

Das Märchen vom tapferen Professor und der Fee Zetdefania

Unser Politikblog präsentiert zum Welttag der Poesie am 21. März :
Das Märchen vom tapferen Professor und der Fee Zetdefania
(ein wahres Märchen aus der Welt der Pressefreiheit aus der Zeit, als es noch keine Blogs gab)

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit ein Professor, der von vielen bewundert wurde, doch in weiten Teilen der Welt noch unbekannt war. Sein Traum war es, einmal so bekannt zu werden wie die Leute vom Grünfruchtclan, der an den unmöglichsten Stellen wunderbare Früchte hervorbrachte. Und sie bekamen immer Aufmerksamkeit.
In jungen Jahren hatte der Professor wie viele andere an der neuen Sonnenscheibe gebastelt. Damals fand er heraus, dass deren Strahlen alles durchdrangen und alle Menschen und Tiere veränderten. Und der Professor fing an, durchs Land zu ziehen, und viele Menschen bekamen Kunde von der Gefahr. Er sprach zu den Menschen, ja selbst zu denen vom Haus der langen Reden.
Doch dann kamen die luftigen Leute vom Wackelblumenstamm und wackelten so lustig im Wind, dass auch sie bald in das Haus einzogen. Da waren schon einige Jahre ins Land gegangen, und der Professor und seine sieben mal tausend Getreuen hatten bereits viele Erkenntnisse darüber gesammelt, was das Leben von Ihnen verlangte, und wie sie dessen Vision in die Welt tragen konnten, damit es sich immer fortsetzte. Doch zunächst schien es, dass die Wackelblumenleute die Botschaft des Lebens ins Haus der langen Reden trugen.
Aber siehe da, die luftigen Leute färbten sich gelb, noch ehe ihr Herbst gekommen. Nun sahen der Professor und seine Getreuen, dass ihre Zeit da war. Doch musste ihre Botschaft viele Menschen erreichen, um sie ins Haus der langen Reden zu tragen. Da erfuhr der Professor von der Fee Zetdefania, der eine Zauberposaune zueigen war, mit der sie Nachrichten in die ganze Welt posaunen konnte. Und sie lud ihn ein, und er staunte ob der Fürstlichkeit ihrer Erscheinung. Sie erklärte ihm, dass sie mit ihrem Instrument sogar aufnehmen und bestimmen konnte, wie die Menschen einander anschauten, und welche Nachrichten sie verlangten. Und der Professor wollte auch so eine Zauberposaune.
Doch in den Gedanken der guten Zetdefania wohnte der böse Zauberer Monetar, und so gab sie ihm eine Knatschposaune mit einem Knoten drin. Er spielte fleißig und mit aller Kraft, und seine Getreuen fingen an, sich wie Kaninchen zu benehmen. Dann glaubte er sieben Tage lang, er habe die Früchte des Grünfruchtclans geschaffen. Er spielte und spielte, ja es schien fast, als würde er sich die Seele aus dem Leib spielen. Und die brausenden Schutzengel unter seinen Getreuen begannen, immer mehr und immer schneller zu brausen, bis dass er sie nicht mehr verstehen konnte. Nach außen hin aber wurde die wackere Schar immer leiser und fast unsichtbar. Und sie hörten das Leben, das in ihnen wiederhallen wollte, kaum noch. Bald entstand ein Streit, ob sie Zetdefania Macht erlangten, wenn sie nur alle zu Kaninchen würden. Andere verlangten nach mehr Schutzengeln.
Sie kamen zusammen zu ihrer jährlichen Versammlung am Platz der kurzen Worte. Sie berieten sich, und sie sagten viele Dinge zueinander, die sie noch nie gesagt hatten. Und auf alles, was sie aussprachen, folgten fünferlei Reaktionen. Da entdeckte der kleinste und leiseste von ihnen, der schweigend am anderen Ende des Platzes stand, den riesigen Knoten in der Posaune. Und er flüsterte einem der Getreuen ins Ohr. Und die Botschaft wanderte von Ohr zu Ohr, bis sie auf verschlungenen Wegen bis zum Professor gelangte. Und er hielt inne und erkannte die Wahrheit hinter Monetars Gedanken und Zetdefanias List. So wie alle auf dem Platz der kurzen Worte.
Und sie fingen an, den Menschen direkt ins Ohr zu sprechen und so interessant zu reden, dass die Menschen die Botschaft alle weiter trugen, und sie ein großes Gerede in der ganzen Welt erzeugten. Und sie erlernten die Kunst der sprechenden Blätter und viele weitere Fertigkeiten. Und so kam die Kunde von ihnen in jedes Haus, auf jedes Feld und auf jeden Berg, sogar über das große Wasser. Und die Leute hatten endlich die Nachrichten, die sie schon immer haben wollten.

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