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Donnerstag, 4. Juni 2015

Universitätsstudie beweist Geldschöpfung aus dem Nichts – im Gespräch mit Prof. Dr. Richard Werner

Podcast zur Sendung „Macht und Menschenrechte“ auf Jungle Drum Radio vom 28.05.2015

04.06.2015 | Unser Politikblog

Prof. Dr. Werner (C)
Am 28.05.2015 sprachen wir mit Prof. Dr. Richard Werner über den von ihm erbrachten empirischen Beweis der Kreditgeldschöpfungstheorie, also der Giralgeldschöpfung aus dem Nichts durch die Kreditvergabe der Banken.

Seine Studie wurde am 18.09.2014 in der International Review of Financial Analysis (Elsevier Verlag) unter dem Titel „Can banks individually create money out of nothing? - The theories and the empirical evidence“ veröffentlicht.

Die Mehrheit der Lehrbücher vertritt derzeit noch die nun von Prof. Dr. Werner widerlegte finanzielle Intermediationstheorie, wonach angeblich das Giralgeld entstehen würde durch das Bargeld, welches die Sparer zur Bank bringen, und welches die Banken nur weiter verleihen würden. Im Gegenteil, das bei der Kreditvergabe geschöpfte Giralgeld ist nur ein Versprechen auf Bargeld.

Für Zwecke der Versorgung mit Giralgeld und mit Krediten braucht es viel weniger Kapital der Banken, geschweige denn Spareinlagen, als man dies bei der finanziellen Intermediationstheorie vermuten würde - und ist jede Bank ersetzbar, die Unhaltbarkeit der „too big to fail“ - Hypothese nun noch offensichtlicher. Mit dem Wissen, wie das Giralgeld entsteht, gehören Vorschriften, die auf einer der beiden nun widerlegten Theorien der Geldschöpfung aufbauen, angepasst, wie z. B. die Basel-Kriterien der BIZ über das Eigenkapital der Banken im Verhältnis zur Kreditvergabe oder die EU-Mechanismen mit der Troika wie z. B. der ESM-Vertrag. Stattdessen wird derzeit u. a. auf der Ebene der BIZ verhandelt über eine Abschaffung des Bargeldes, damit die Banken ihr bei der Kreditvergabe gegebenes Versprechen gar nicht mehr erfüllen müssen, damit sie keinen „Bank Run“ mehr fürchten müssen, und damit sie Negativzinsen von Spareinlagen durchsetzen können.

Das Wissen, wie Giralgeld entsteht, muss rechtzeitig genug Menschen erreichen, damit daraus in Ruhe die richtigen politischen Folgerungen zum Wohle der Menschen getroffen werden, sowohl für die Geldversorgung der Privatwirtschaft als auch für die Staatsfinanzierung.

Im Interview erläutert Prof. Dr. Werner außerdem, wie sich für die Staaten spekulativ hohe Schuldzinsen vermeiden lassen, und wie die Banken mit ihren wackeligen Forderungen durch die EZB hätten gerettet werden können - ganz ohne das Geld der Steuerzahler und ganz ohne drakonische Sparmaßnahmen.




Link zur Studie
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1057521914001070





6 Kommentare:

  1. "banken brauchen keine spareinlagen"
    ok, und warum bemühen sie sich dann überhaupt um kunden? es stimmt zwar, das giralgeld jemandem gutgeschrieben wird, ohne das zwingend spareinlagen in derselben höhe zur verfügung stehen, aber eine bankbilanz muss ausgeglichen bleiben, d.h. es kann nicht passieren, dass eine bank mehr forderungen gegen sich als forderungen gegen andere und vermögenswerte hat. wenn zu viel geld von den konten abgezogen wird, muss eine bank ihre vermögenswerte veräußern. es mag sein, dass dieses system überdehnt wurde und die vermögenswerte bei genauerem hinsehen nicht das halten was sie versprechen. daran ist jedoch nicht die giralgeldschöpfung schuld, sondern die zentralbanken und regierungen, die solche banken am leben erhalten und mit unbegrenzter liquidität dafür sorgen, dass eine bank sich überhaupt trauen kann soviele sofort fällige forderungen gegen sich im umlauf zu haben, ohne dass die kundschaft misstrauisch wird und einen run startet. die "spekulativ hohen schuldzinsen" für staaten sind das einzige, was deren willkür und ausgabenwut überhaupt grenzen setzt, es war ein fehler diese politisch herabzudrücken, dieser fehler wird sich früher oder später in einem totalen zusammenbruch der währungen entladen!

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  2. In dem Interview fällt öfters der Satz: "Es ist politisch so gewollt." Wenn man sich die Folgen ansieht, kann man nur noch von Kapitalverbrechen sprechen.

    Wenn Menschen infolge der Austeritätspolitik zu Tausenden verhungern oder sich das Leben nehmen und diese Politik unnötig wäre, dann ist das Massenmord - gewollter.

    Wenn eine bestimmte Geldpolitik verfolgt wird, um die Vereinigten Staaten von Europa zu erzwingen, und wenn im Zuge dessen Menschen zu Schaden kommen, dann ist dies Amtsmißbrauch, Hochverrat, massiver Betrug und Schädigung von Menschen.

    Wenn Banken tatsächlich - was mir neu war - mit selbst geschaffenem Geld spekulieren, die Gewinne einstreichen und die Verluste sozialisieren, dann ist dies schwerer gemeinsam begangener Raub. Wenn Politiker dies decken, dann sind sie Hehler und gehören verurteilt.

    Es müssen sich Menschen mit mehreren Juristen finden, welche wegen vorsätzlichen Mordes aus niedrigen Motiven heraus anklagen. Und die dabei bleiben - wenn nötig, jahrelang. Es kann nur eine Gruppe machen, bei Einzelnen wäre die Gefahr zu hoch, daß diese verunfallt werden.

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  3. Dankenswerterweise hat auch die Bank of England die Geldschöpfung erklärt (Text und Videos) und zugleich darauf hingewiesen, dass die Lehrbücher diesbezüglich alle falsch sind. Tatsächlich kommen Banken in den Lehrwerken gar nicht vor - weil sie in den Theorien ja nur Intermediäre sind. Das erklärt auch wiederum, warum die so genannten "Top-Ökonomen" die Krise nicht kommen sahen, geschweige denn erklären konnten.
    Die Geldschöpfung gehört in die öffentliche Hand - alles andere ist mit einer Demokratie vollkommen unvereinbar!!
    Es ist schon absurd, dass sich souveräne (oder gerade eben nicht souverän?) Staaten von Privatbanken Geld gegen Zinsen leihen müssen, anstatt dieses selbst zinsfrei zu schöpfen. So könnte z.B. die Energiewende finanziert werden.
    Aber wie man ja mittlerweile weiß, leben wir alle in einer Fassadendemokratie, die Strippen werden von den Finanz-Eliten gezogen und unsere Politik-Marionetten Schmiere stehen, während diese Verbrecher die Völker ausplündern.
    Dieser Unsinn muss endlich aufhören!!

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  4. ==
    Wenn Banken tatsächlich - was mir neu war - mit selbst geschaffenem Geld spekulieren, die Gewinne einstreichen und die Verluste sozialisieren, dann ist dies schwerer gemeinsam begangener Raub.
    ==

    Nein, es ist kein Raub. Das meinen nur viele, einfach weil sie Geldschöpfung nicht richtig verstehen.

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  5. Das ist doch nichts neues? Geldschöpfung durch Banken gibt es wirklich, aber trotzdem geben Banken Spargeld weiter als Darlehen. http://rudhar.com/economi/monydebt/en/, besonders die Artikel 1, 2, 3, 10, 11 und 16 sind diesbezüglich wesentlich. Leider nur auf Englisch, deutsche Übersetzungen wird es vielleicht eines Tages geben, wann weiß ich aber noch nicht.

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  6. ==
    Tatsächlich kommen Banken in den Lehrwerken gar nicht vor - weil sie in den Theorien ja nur Intermediäre sind.
    ==

    Ich gehe nicht aus von Theorien, sondern einfach von der Praxis. Und dann wird ganz einfach klar, dass jedes Kredit durch Banken an das Publikum AUTOMATISCH Geldschöpfung mit sich bringt. Das folgt einfach aus der Definition von Geld (Fördering vom Publikum an Banken) und die normalen Buchhaltungsregeln (Soll gleich Haben.

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