Von Redaktion | 21.Mai 2012
Unter dem Motto “Ja zum Grundgesetz heißt Nein zum ESM. Ja zu Republik und souveränen Staaten in Europa. Nein zur Finanzdiktatur.” veranstalten Freunde des Grundgesetzes am 8. Juni eine Demonstration auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude.
Der Demonstrationsaufruf im Wortlaut:
“Das Grundgesetz setzt damit die souveräne Staatlichkeit Deutschlands nicht nur voraus, sondern garantiert sie auch”
Dieses Urteil
des Bundesverfassungsgerichts vom 30. Juni 2009 zum Lissabon-Vertrag
will das Parlament von Deutschland brechen. Und zwar bewusst und
vorsätzlich. So etwas nennt man einen kalten Staatsstreich. Und diesen
gedenken wir aufzuhalten.
Die Parteien CDU, CSU und FDP haben mit Zustimmung der Parteien
SPD und Bündnis 90/ Die Grünen, drei Gesetze in den Bundestag
eingebracht, welche demnächst beraten werden sollen:
- den “Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 2. Februar 2012
zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus”. Dieser
bestätigt im Wesentlichen die bereits erfolgte Unterschrift von
Kanzlerin Angela Merkel unter den ESM-Vertrag.
- den “Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Bundesschuldenwesengesetzes”. Dieser enthält u.a. in § 4b
“Mehrheitsbeschlüsse der Gläubiger” in Absatz 1 Satz 9 die äußerst
bemerkenswerte Option der “Änderung des Gerichtsstands, sofern in den
Emissionsbedingungen ein ausländischer Gerichtsstand vereinbart wurde.”
- den “Entwurf eines Gesetzes zur finanziellen Beteiligung am
Europäischen Stabilitätsmechanismus”, das ESM-Finanzierungsgesetz/
ESMFinG.
Diese drei Gesetze dienen der Installation einer bislang noch nie
dagewesenen völkerrechtlichen Staatsfinanzkontrollorganisation, dem
“Europäischen Stabilitätsmechanismus” ESM. Diese geplante Organisation
und ihr von der Regierung Deutschlands bereits unterzeichneter Vertrag
verstoßen unleugbar gegen das Grundgesetz. Beispiele:
- das Übermaß an Bankenrettung verstößt gegen Artikel 14 und
Artikel 3 Grundgesetz. Hierbei muss die bereits durch die reinstallierte
Soffin-Behörde für Banken und Finanzkonzerne übernommenen
Staatsgarantien in Höhe von rund einer halben Billion Euro
berücksichtigt werden.
- einmal an den ESM überwiesenes Geld ist unantastbar und kann
nicht wieder eingefordert werden. Alle Funktionäre des ESM sind
unantastbar bzw. rechtlich immun. Der ESM kann eigene Steuern erheben.
All dies verstößt gegen gleich mehrere elementare Verfassungsgrundlagen
und würde die Gewaltenteilung in Deutschland außer Kraft setzen.
- der Gouverneursrat des ESM kann alle Kompetenzen auf das
ESM-Direktorium übertragen. In dieses wiederum können alle Personen
entsendet werden, auch Banker. Dies entspricht den von
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bereits vorgeschlagenen
“Finanzräten” von “Experten” über die europäischen Demokratien. Selbst
unter Zustimmung des Bundestages wäre dies ein eklatanter Bruch der
demokratischen Legitimationskette und verstößt gegen Artikel 1 und 20
unserer Verfassung.
Der geplante Moloch ESM ist, entgegen der bisherigen allgemeinen
öffentlichen Wahrnehmung, nicht etwa Organ der “Europäischen Union”
(EU). Er ist, wie der 1944 gegründete “Internationale Währungsfonds”
IWF, eine eigene völkerrechtliche Organisation und steht nicht nur
vollständig außerhalb jedes EU-Rechts, sondern widerspricht diesem auch.
Zwei Beispiele:
- laut Vertrag “leiht” sich der ESM einzelne EU-Organe für
bestimmte Tätigkeiten aus. Das verstößt gegen Artikel 20 AEU-Vertrag
(“Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union”), da der Euro im
alleinigen Zuständigkeitsbereich der EU liegt.
- der ESM verstößt gegen Artikel 329 AEU-Vertrag, da das
EU-Parlament am gesamten Installationsprozess nicht beteiligt wurde und
auch nicht wird.
Einer der verheerendsten Aspekte dieses weltweit einmaligen
Staatsstreichs gegen gleich über ein Dutzend Demokratien aber ist die im
ESM-Mechanismus enthaltene Installation des ersten völkerrechtlich
verbindlichen Staateninsolvenzverfahren der Geschichte.
Im Zuge dieses Verfahrens werden dem ESM gegenüber bankrotten
und/oder verschuldeten Staaten nicht nur “strenge” Auflagen ermöglicht,
die nach der Praxis des IWF ausgerichtet sind. Auch ermöglicht das
ESM-Staateninsolvenzverfahren den im weltweiten Kartell “Institute of
International Finance” (IIF) organisierten Banken und Finanzkonzernen
zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die direkte
Mitherrschaft über ganze Staaten, was heimtückisch verschleiert wurde.
Artikel 12 Absatz 3 ESM-Vertrag besagt, dass ab 2013 sämtliche
Staatsanleihen der Unterzeichnerstaaten “kollektive Aktionsklauseln”
enthalten müssen, die allen “privaten Gläubigern” im Insolvenzfalle
einen Zugang zur Gläubigerversammlung sichert, die wiederum im
Staateninsolvenzverfahren steckenden Ländern Auflagen machen kann,
zusätzlich zum ESM. Um dies zu vernebeln, regelt die Umsetzung des
Zugriffs der Geschäftsbanken auf die bankrotten Staaten jeder
ESM-Unterzeichnerstaat einzeln in eigener Gesetzgebung. In Deutschland
tut dies der “Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des
Bundesschuldenwesengesetzes”, der unter lautem Schweigen aller Parteien
Ende März gleichzeitig zum ESM-Finanzierungsgesetz in den Bundestag
eingebracht wurde.
Artikel 13 ESM-Vertrag ermöglicht dieser
Staatsfinanzkontrollorganisation darüber hinaus eine “rigorose
Schuldentragfähigkeitsanalyse” des verschuldeten und/ oder bankrotten
Staates, der um Finanzgelder ersucht. Das läuft darauf hinaus, dass
nicht nur der Bundeshaushalt des betroffenen Staates, sondern auch
dessen Regionen, Kommunen und Gemeinden vollständig pleite sein müssen,
bevor der ESM dem Staat auch nur einen einzigen Cent zur Verfügung
stellt.
All diese Informationen sind in der Öffentlichkeit nie diskutiert
worden. Zum allergrößten Teil sind sie ihr nicht einmal bekannt. Dafür
tragen 620 Abgeordnete unseres Parlaments die Verantwortung, die ihre
Arbeit als Teil des wichtigsten Verfassungsorgans der Republik nicht nur
verweigern, sondern zur Gefahr für die Verfassung selbst geworden sind.
Gegen diesen kalten Staatsstreich unseres Parlaments, welches
sich nach einer vom weltweiten Banken-Kartell seit September 2008 selbst
inszenierten Krise im Zuge eines finanziellen Reichstagsbrandes zum
zweiten Mal in der deutschen Geschichte selbst entmachten will, wendet
sich unsere Demonstration.
Die Länder im “Euro”-Währungsgebiet, Griechenland, Frankreich,
Italien, Portugal, Spanien, Irland, die Slowakei, Österreich, um nur
einige zu nennen, sind mehr als nur “Nationalstaaten”. Es sind souveräne
Demokratien, deren Schicksal uns ebenso am Herzen liegt wie das unserer
eigenen. Der zynische Versuch einer bizarren Querfront von
Antidemokraten, die vom Banken-Kartell, Industrie-Magnaten und
transnationalen Konzernen über sogenannte “Pro-Europäer” in allen
etablierten politischen Organisationen, Parteien, Gewerkschaften bis hin
zu extremistischen Gruppierungen reicht, eine durch “maximalen
Marktdruck” selbst erzeugte Krise der europäischen Demokratien zu deren
Sturz zu nutzen, trifft auf unseren Widerstand und die Ablehnung der
Mehrheit der Bevölkerung. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in
allen Ländern mit “Euro”-Finanzsystem.
Darüber hinaus stellt die surreale Gleichsetzung eines ganzen
Kontinents mit einem auf ganzer Linie gescheiterten und destruktiven
Finanzsystem (“Der Euro ist Europa”) nicht nur eine Beleidigung, sondern
eine direkte Bedrohung aller europäischen Staaten ohne
“Euro”-Finanzsystem dar. Dazu zählen viele Staaten, die ein
faschistisches Deutschland einmal überfallen hat.
Den nun explizit von Bankern, sowie Staats- und
Parteifunktionären aus Frankfurt und Berlin, aber auch London,
Washington, Paris, Rom und anderen Städten heraus mit finanziellen statt
militärischen Mitteln geführten Angriff auf die europäischen
Demokratien werden wir abwehren. Wir tun dies in dem Bewusstsein, dass
gerade auch unseren Nachbarn in Europa wohler ums Herz ist, wenn die
Deutschen demokratisch und nach den Regeln des Grundgesetzes organisiert
sind und nicht Teil eines autoritären Konstruktes, welches
ferngesteuert im Interesse der Banker ihre Länder erpresst.
Diesbezüglich sehen wir es explizit als unsere Aufgabe an, nicht
nur die Installation des ESM zu stoppen, sondern das Finanzdiktat
unserer Kanzlerin über halb Europa zu brechen und Angela Merkel mit den
Mitteln aus dem Amt zu jagen, die uns das Grundgesetz zur Verfügung
stellt. Danach wird nie wieder ein Kanzler eine derartige Macht
besitzen, nicht über die Berliner Republik, nicht über alle anderen
europäischen Demokratien. Dafür werden wir sorgen.
Diese Republik hält stand.
gez.
Freunde des Grundgesetzes
Wer sich als Person oder Organisation beteiligen will, kann dies durch eine Nachricht an nein-zum-esm(at)radio-utopie.de.
Die bisherige Unterstützerliste (wird aktualisiert):
Radio Utopie
Aktionsbündnis Direkte Demokratie
Zivile Koalition e. V.
Jenny´s Blog
cosmicpoetryclub Blog
Firat Kilic
Lars Freise, Berlin
Die Rednerliste wird noch bekannt gegeben.
Für die Demonstration werden Spenden benötigt. Das Spendenkonto lautet:
Freunde des Grundgesetzes
Kto.-Nr. 190120886
BLZ 10050000
+++
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