26 .März 2012 | Sebastian Rötters FIAN Deutschland e.V.
auf Unser Politikblog
Heidelberg, Köln 26.03.2012: Eine Landvermessung in
Mubende (Uganda) soll klären, ob die Kaweri Kaffeeplantage der Neumann
Kaffee Gruppe Teile eines Nachbargrundstücks seit 2001 unrechtmäßig in
Besitz genommen hat. Damals wurden 2.000 Menschen gewaltsam vertrieben.
Der Eigentümer dieser Plantage, die von der deutschen Neumann-Kaffee
Gruppe geführte Kaweri Coffee Plantation Ltd., will diese Landvermessung
verhindern.
„Die Firma Neumann sollte nicht versuchen, die
bevorstehende Landvermessung zu verhindern. Diese technische Maßnahme
wird lediglich dazu beitragen, die tatsächlichen Landbesitzverhältnisse
transparent zu machen“, so Martin Wolpold-Bosien von FIAN International.
Im
August 2001 vertrieb die ugandische Armee im Bezirk Mubende mehr als
2.000 Menschen gewaltsam von ihrem Land. Dieses Land wurde daraufhin an
die Kaweri Coffee Plantation Ltd, eine Tochtergesellschaft des deutschen
Unternehmens Neumann Kaffee Gruppe, verpachtet. Kaweri hat auf diesem
Land Ugandas erste Kaffeeplantage errichtet. Bis zum heutigen Tag sind
die Vertriebenen weder für den vollständigen Verlust ihres Landes und
ihrer Besitztümer, noch für die extreme Notlage, in der sie sich seit
der Vertreibung befinden, entschädigt worden. Seit 2002 unterstützt FIAN
den friedlichen Kampf der Vertriebenen für Gerechtigkeit. Ebenfalls
seit 2002 prozessieren die Vertriebenen gegen den ugandischen Staat und
die Firma Kaweri.
Die bevorstehende Vermessung ist ein
rechtliches Verfahren und ein notwendiger letzter Schritt, um den
Landtitel einer Vertriebenen zu registrieren. In ihrer jüngsten
Mitteilung an FIAN sprach sich die Neumann Kaffee Gruppe jedoch gegen
die geplante Landvermessung aus. „Es gibt kein vernünftiges Argument
gegen eine solche Maßnahme. Deshalb fordern wir von der Firma Neumann,
jede Art von Behinderung bei der Durchführung der Landvermessung,
insbesondere durch die Anwendung von Gewalt, zu unterlassen“, so Gertrud
Falk von FIAN Deutschland.
Seit der gewaltsamen Vertreibung
engagiert sich Peter Kayiira, der Vertreter der Vertriebenen, als
Menschenrechtsverteidiger für eine rechtliche Wiedergutmachung für die
Zerstörung des Eigentums und das Leid der Vertriebenen. Zuletzt stellte
die Neumann Kaffee Gruppe in einem Schreiben an FIAN den Status von
Peter Kayiira als Menschenrechtsverteidiger aber infrage. „Herr Kayiira
unterstützt die Vertriebenen der ehemaligen Dörfer Kitemba, Kiryamakobe,
Luwunga und Kijunga, deren Menschenrechte eklatant verletzt wurden",
betont Martin Wolpold-Bosien. "Wir raten der Neumann Kaffee Gruppe
dringend dazu, Herrn Kayiira als Menschenrechtsverteidiger anzuerkennen
und entsprechend zu handeln.“
Der nächste Gerichtstermin ist für
den 28. März 2012 einberaumt. FIAN fordert, dass die anhaltende
Straflosigkeit bezüglich der Verletzungen des Rechts auf Nahrung seit
der gewaltsamen Vertreibung im Jahr 2001 durch die ugandische Justiz
überwunden werden muss.
Kontakt:
Gertrud Falk, FIAN Deutschland, E-Mail: g.falk@fian.de, Tel. 0221-70 200 72
Martin Wolpold-Bosien, FIAN International, E-Mail: wolpold-bosien@fian.org, Tel. 06221-6530041
Von 1981 - 1986 haben wir in Uganda gelebt. Damals sammelten Lkws der staatlichen Vermakrtungsbehörde die Kaffeeernte landesweit von den Kaffee-Kleinproduzenten ein. Es war (und ist wahrscheinlich in anderen Landesteilen immer noch) eine sehr wichtige Einnahmequelle, die der ländlichen Bevölkerung ihr Auskommen sicherte. Großplantagen gab es nicht. Das Beispiel Mubende ist ein weiteres Beispiel der mutwilligen Zerstörung gewachsener Strukturen durch europäische Großinvestoren, willfährige Potentaten unter Mitwisserschaft und Komplizenschaft der deutschen Politik. Derzeit gelangen hauptsächlich Migranten aus Westafrika und vom Horn von Afrika auf der Suche nach Schutz und einem Auskommen in der Festung Europa. Es ist abzusehen, dass nun auch die Opfer von Landraub aus Uganda und Kenia anklopfen, besonders da sich Tragödien wie die Kaweri-Affäre in Uganda gerade wieder im Zusammenhang mit den Ölfunden im Westen des Landes abspielen. Ja, es sind "Wirtschaftsflüchtlinge" im wahrsten Sinn des Wortes. Unseren Behörden gilt das allerdings als Freibrief, sie in das Elend und Perspektvilosigkeit zurückzuschicken, das zuvor geschaffen wurde. Beschämend!
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