11.Dezember 2011 | Ute Hausmann auf Unser Politikblog
FIAN Deutschland e.V.
Riesige Freude
bei der FIAN-Gruppe Marl über eine Nachricht aus Guatemala. Die von ihr
seit fast 13 Jahren unterstützten ehemaligen Kaffeepflücker der Finca
Nueva Florencia erhielten endlich eine Entschädigung für nicht gezahlten
Lohn. Rechtzeitig vor dem Regierungswechsel im Januar übergab ihnen
das präsidiale Sekretariat für Agrarangelegenheiten am 1. Dezember
rechtsgültig ein Stück Land. Dass das nun passend zum Menschenrechtstag
am 10. Dezember passiert, hebt die Bedeutung dieses Falls noch
besonders hervor. Denn die Umsetzung des Menschenrechts auf Nahrung
brauchte einen langen Atem.
Der Konflikt
mit den Eigentümern der Finca begann am 18. März 1997. Über 30
Arbeiterfamilien wurden entlassen, weil sie ihre Forderung nach dem
gesetzlichen Mindestlohn mit der Gründung einer kleinen Gewerkschaft
durchzusetzen versuchten. Selbst ein Urteil des höchsten Gerichts zu
ihren Gunsten im Jahr 2000 wurde missachtet. Stattdessen wurden die
Arbeiterfamilien ständig Repressionen ausgesetzt, wovon sich die Marler
bei einem Besuch 2001 selbst überzeugen konnten. Brandanschläge auf ihre
Häuser, Einschüchterung durch Gewehrsalven, unterlassene Hilfeleistung
sowie in den Hunger treiben sind nur einige Beispiele. Endlich schien es
2007 doch eine Lösung zu geben. Bei einem Besuch im Marler
Versöhnungszentrum freute sich Eswin Lopez, der Sprecher der
Kaffeepflücker, über die Zuteilung von Land. Es fehlte nur noch die
Einschreibung ins Grundbuch. Bei seiner Rückkehr nach Guatemala war die
Enttäuschung groß. Seine Abwesenheit wurde von der Familie der
Fincabesitzer genutzt, sich das den Arbeitern zugesprochene Land unter
den Nagel zu reißen.
Mit
Unterstützung von FIAN wurde der Kampf trotzdem weiter geführt und die
Chance einer neuen Regierung in Guatemala genutzt. Nach vielen
Gesprächen auf verschiedenen politischen Ebenen, bei denen auch der
Recklinghäuser Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe aktiv war, und viel
Öffentlichkeitsarbeit konnte der Staat Guatemala dazu gebracht werden,
das Recht auf Nahrung umzusetzen. Zwar ist es im Fall Nueva Florencia
nicht zur Gerechtigkeit gekommen, denn die eigentlich Schuldigen für den
Konflikt haben nichts zur Umsetzung des Rechts beigetragen. Aber die
staatliche Entschädigung durch Land ist eine Lösung. „Sie bietet für
die Familien, die wider aller Wahrscheinlichkeit an ihre Rechte geglaubt
und nicht nachgelassen haben, ihr Recht auf Nahrung zu verteidigen,
eine neue Lebensgrundlage“, so Martin Wolpold-Bosien, FIAN-Referent für
Mittelamerika. „ Das ist schon ein Erfolg, vor allem für die Ausdauer
der Leute selbst.“ Allerdings haben nur acht Familien so lange diesen
Kampf durchgestanden.
Als Dankeschön
hat Eswin Lopez den Marler FIANisten eine Mini-Marimba und etwas Kaffee
von seiner neuen kleinen Finca Nueva Marl zukommen lassen. So kann der
Erfolg auch in Marl angemessen mit einem Tässchen Kaffee bei angenehmer
Musik genossen werden. Die Gruppe bedankt sich bei allen Menschen in
Marl, Recklinghausen und anderswo, die die Kaffeepflücker durch
Briefaktionen und Spenden unterstützt und so wesentlich zu diesem Erfolg
beigetragen haben.
Kontakt zur FIAN Lokalgruppe Marl:
Friedrich Doormann: doormann-frd@arcor.de Klaus-Dieter Hein: kghein@t-online.de; Tel: 02365-59596
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