Roman Herre Agrarreferent FIAN Deutschland e.V.
auf Unser Politikblog | 1.Dezember 2011
Köln, Heidelberg 29. November 2011. Nach wie vor leiden etwa eine
Milliarde Menschen an Hunger. Der Verlust des Zugangs zu natürlichen
Ressourcen wie Land, Wasser oder Saatgut ist ein wesentlicher Grund für
diese Verletzungen des Menschenrechts auf Nahrung. Dieser oft ignorierte
Zusammenhang wurde bei der Konferenz „Politik gegen Hunger IX“ des
Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
vom 21. bis zum 23. November in Berlin diskutiert. Dort trafen sich 250
VertreterInnen von Regierungen, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und
Privatsektor um über einen besseren Schutz von und gerechten Zugang zu
natürlichen Ressourcen wie Land, Wasser, Fischgründen, Wäldern oder
Saatgut – insbesondere für Frauen und andere diskriminierte Gruppen – zu
beraten.
Menschenrechte Grundlage für globales Regelwerk
Die Konferenz in Berlin betonte, dass der sichere und gerechte Zugang
zu Boden, Wasser, Fischgründen, Wäldern und pflanzengenetischen
Ressourcen einer der Schlüssel zur Ernährungssicherung sei. FIAN begrüßt
ausdrücklich, dass die Bundesregierung bei der diesjährigen Konferenz
diese Bedeutung für die Verwirklichung des Menschenrechts auf Nahrung
unterstrichen hat. „Es ist überfällig, dass der Zugang zu und die
Nutzung von diesen Ressourcen auf der Grundlage bestehender
Menschenrechtsabkommen wirksam geregelt wird,“ so Sofia Monsalve von
FIAN International. Dies ist besonders wichtig für Kleinbäuerinnen und
andere Nahrungsmittelproduzenten, die den größten Teil der Hungernden
stellen. Gerade jetzt, da sich nationale Eliten sowie internationale
Konzerne und Banken riesige Ackerflächen sichern – das so genannte Land
Grabbing – ist das deutsche Engagement für die Freiwilligen Leitlinien zur verantwortungsvollen Verwaltung von Boden- und Landnutzungsrechten, Fischgründen und Wäldern, die derzeit vom Ausschuss für Welternährungssicherung (CFS) verhandelt werden, von großer Bedeutung.
Staatssekretär Dr. Robert Kloos unterstrich in seiner Rede, dass die
Leitlinien das erste internationale, unter Einbeziehung aller Akteure
abgestimmte Instrument sind, das sich mit der Zugangsfrage zu
natürlichen Ressourcen befasst. Er betonte zugleich, dass die Leitlinien
nach Abschluss der Verhandlungen so bald wie möglich umgesetzt werden
müssen.
Auch Industrieländer stehen in der Verantwortung
Dieser Appell darf jedoch nicht nur an Entwicklungs- und
Schwellenländer gerichtet werden. Auch die reichen Staaten inklusive
Deutschland müssen sicherzustellen, dass ihre Politik nicht zum Verlust
des Zugangs zu Land und Wasser beiträgt. „Gerade unsere Agrartreibstoff-
und Rohstoffpolitik begünstigt Land Grabbing anstatt es zu
sanktionieren,“ so Roman Herre, Agrarreferent von FIAN Deutschland. „Ob
direkt über Landraub oder indirekt über unbezahlbar werdende
Pachtpreise: die aktuelle Jagd nach Ackerland bedeutet vor Ort meist
Hunger und Armut.“ Weiterhin sollte die Bundesregierung sicher stellen,
dass deutsche Unternehmen und Investoren nicht zur Verletzung des Rechts
auf Nahrung in anderen Ländern beitragen.
Kontakt: Roman Herre, Agrarreferent, FIAN Deustchland, r.herre(at)fian.de, 0176-76145926
Konferenzergebnisse unter: www.policies-against-hunger.de
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